„Qualität ist niemals ein Zufall. Sie ist immer das Ergebnis angestrengten Denkens.
Es braucht den Willen etwas Überlegenes herzustellen”

John Ruskin, engl. Kunstkritiker und Sozialökonom, 1819 -1900

wir haben viel entdeckt!

Treuen Lesern des PMM-Marktberichts wird es nicht entgangen sein: Wir haben auf unsere Oktober-Ausgabe verzichtet –zugunsten der Kölner ANUGA und damit zugunsten der Aktualität. Denn nur wer perfekt informiert und immer auf dem Laufenden ist, trifft die richtigen Entscheidungen. Wie gewohnt kommt hier wieder pünktlich zum Monatsanfang unser aktueller November-Bericht mit Topnews und allen Trends von der weltweiten Leitmesse. Wir haben den »Boulevard of Inspiration« auf der ANUGA besucht, sind in der Trend- und Start-up-Area

fündig geworden und haben mit dem Nachwuchs gesprochen – spannender geht es nicht. Ebenso wichtig: Die neuen Entwicklungen und Herausforderungen im Container- und Frachtengeschäft. Die Reeder stehen weltweit unter Druck, zusätzlich drehen ab 1.1.2020 neue Treibstoff- Regelungen an der Kostenschraube. PMM analysiert und sortiert für Sie. Selbstverständlich berichten wir aber auch aktuell über Tomaten, Peperoni und Paprika sowie über Artischocken, Dunstäpfel und Mandarinen.

Überraschenden Besuch am Stand gab es von jungen Sirplus-Mitarbeitern, die in Berlin erfolgreich eine Ladenkette für Lebensmittel mit abgelaufenem oder kurzem MHD aufgebaut haben. PMM berichtete exklusiv.

PMMSpezial ANUGA:

Die Jubiläums-ANUGA 2019 brach alle Rekorde: mit über 170.000 Fachbesuchern (+ 3 %) aus 201 Ländern und 7500 Ausstellern (2017: 7405) aus 106 Ländern. Die internationale Messe bleibt weltweit der Top-Treffpunkt für die Food- und Getränke- Branche.

Einkäufer aus aller Welt von Amazon und Edeka, Metro und Migros über Rewe und Schwarz Group bis hin zu Walmart waren dabei. „Die Messe wurde von extrem hochkarätigen Leuten besucht”, konstatiert Thomas Schneidawind, Geschäftsführer von Paul M. Müller, „wir konnten alle wichtigen Partner an unserem Stand empfangen”.

Das persönliche Gespräch, der Gedankenaustausch und die direkte Präsentation des Sortiments sind und bleiben die wichtigsten Elemente auf einer realen Messe, meint Schneidawind. Die 100. Ausgabe der ANUGA glänzte mit deutlich mehr Neuheiten (wie z. B. Entwicklungen in der Organic-Food-Szene, bei Fleischersatzprodukten und Proteinergänzungen) als je zuvor und mit visionären Ansätzen zum Thema »Essen von morgen«. Dafür waren in einzelnen Hallen weitläufige Sonderflächen reserviert und eine Start-up-Area eingerichtet worden. Die Messemacher boten zusätzlich spezielle Bereiche für aktuelle Entwicklungen (Trend Zone, Innovation Show) und Visionen (ANUGA Horizon 2050) an. „Vor allem die jungen Mitarbeiter waren begeistert von dem gigantischen Angebot und der Vielfalt auf der Messe”, sagt PMM-Chef Schneidawind. „Es ist sehr wichtig, dass unser Nachwuchs von der Dynamik der Messe und Branche profitieren kann und hautnah ins Metier eintaucht.” Aber auch der Messe-Auftritt der PMM-Eigenmarke ADRIA im neuen Gewand entpuppte sich als voller Erfolg: „Die Präsentation mit den neuen Etiketten wurde von der Kundschaft sehr gut aufgenommen”, freut sich Fabian Kretschmer, Mit-Geschäftsführer von Paul M. Müller. Besonders gefreut hat uns, dass auch Paul M. Müllers italienischer Exklusivpartner Citres aus der Nähe von Verona (Tomaten, SDT, Oliven, Kapern) über alle Messetage gut besucht war. Dessen neues Verpackungskonzept aus Polypropylen (100 % recycelbar, bruchsicher) erwies sich als Magnet auf unserem Gemeinschaftsstand in Halle 2.1. Was uns

auffiel: Convenience-Food, intelligente Snacks und umweltgerechte Verpackungen sind die Megatrends der Zukunft. Dazu gehören auch wiederverwertbare Behälter und Dosen – zwei Segmente, in denen Paul M. Müller bestens aufgestellt ist. Im Umfeld der Start-up- und Vision-Bühnen auf der ANUGA tummelten sich außerdem zahlreiche Investoren und Vertreter von internationalen Institutionen, die als Business Angel oder mittels EU-Förderhilfe jungen, bestens ausgebildeten Food-Wissenschaftlern und anderen kreativen Köpfen aus aller Welt unter die Arme greifen wollen. So z. B. den jungen Machern von Eaulab aus Portugal, die auf der Messe ihr komplett neu durchdachtes Wasser-Trinksystem in recycelbaren Aluminium- Dosen präsentierten. Das Wasser wird teilweise aus Pflanzen gewonnen und mit natürlichen, gesunden Pflanzenextrakten angereichert. Die Alu-Büchsen sollen innerhalb von 60 Tagen wieder einsetzbar sein. Das Kreislaufsystem drängt sich eben nicht nur in der Textilbranche, sondern auch im Lebensmittel- und Getränkemarkt immer weiter in den Vordergrund. Viele der

neuen Ideen kreisen darum. Es gibt aber auch zunehmend Überlegungen, überhaupt weniger Wasser bei der Herstellung von Lebensmitteln zu verbrauchen. Etwa bei neuen Snacks aus Frankreich auf Kicherbsen-Basis, die in schmackhaften Getreidewaffeln präsentiert

werden. Für die Waffeln kommen verschiedene Getreidesorten zum Einsatz, die bis zu 50 %, weniger Wasser verbrauchen als andere Qualitäten. Auch hier denken die jungen Entwickler ganzheitlich in einem System, das von den Farmern und Zulieferern über die Produktion bis hin zu ansprechend gestalteten Verkaufsstellen reicht. Intelligente Foodsysteme seien die Herausforderung von morgen, sagte auch Andy Zynga im Gespäch mit PMM. Zynga, CEO von EIT Food, einem europäischen Think Tank, der sich um die entsprechenden Eco-Systeme und Investoren kümmert, genoss als Key-Speaker in der Start-up- und Innovation-Arena der ANUGA viel Aufmerksamkeit.

Hochinteressant und viel beachtet war auch die Trendbühne des niederländischen Marktforschungsunternehmens Innova Market Insights, welches über die zehn größten Markttrends in den nächsten Jahren referierte. Große Food-Unternehmen würden sich den kleineren Start-ups immer weiter annähern, weil sie von ihnen lernen möchten, sagte Innova-Sprecherin Nicole Jansen. Außerdem würden Endverbraucher über

diverse Kanäle zunehmend in die Produktentwicklung einbezogen. Und mandarf davon ausgehen, dass auch die Idee der Blockchain, also der dezentralisierten Datenbankströme und -verwaltung, in Zukunft unsere Branche erfassen und Themenfelder wie Transparenz und Vertrauen neu definieren wird, mutmaßte Jansen gegenüber PMM.

Tomaten SICHERN

Die letzten drei Wochen machen Mut: Das Wetter in Italien, speziell im Süden, spielte wie erhofft (siehe PMM-Marktbericht vom September) ab Ende September doch noch mit, so dass die verspätete Ernte bei Tomaten mengenmäßig zwar geringer, von der Qualität her jedoch recht gut ausfiel. Wir erwarten, dass Hersteller die vereinbarten Mengen produzieren konnten – allerdings bleiben die Volumina insgesamt niedriger als im Vorjahr.

Im Norden sind die Bestände an Würfeln, Bag in Box, Tomatenmark fast aufgebraucht. Branchenkenner glauben, dass sich verlässliche Preise erst Mitte November herauskristallisieren und – abhängig von der Nachfrage – wahrscheinlich auf einem leicht höheren Level einpendeln werden. PMM hat sich jedoch bereits ausreichend Qualitätsware zu den derzeit günstigsten Preisen gesichert.

Peperoni…

wurden witterungsbedingt in der Türkei mit zwei Wochen Verspätung geerntet. Das ließ die verfügbare Menge schrumpfen (-45 %) und die Rohwarenpreise um bis zu 20 % steigen. Mit der zweiten Ernte entspannte sich die Situation zwar etwas, jedoch wurden für ganze Peperoni und grüne

Ringe weiterhin höhere Abgabepreise (bis zu 15 Euro-Cent) aufgerufen. Derzeit gibt es im Ursprung keine vernünftigen Offerten für ganze Peperoni bzw. grüne Ringe. Rote Peperoni sind momentan fast ausverkauft, nachdem die Bauern panikartig alles abgeerntet haben.

… UND PAPRIKA
macht sich rar. Marktlage und Preisentwicklung von Capia und Topa sind derzeit unübersichtlich, die Angebote von Qualitäten wechseln. PMM beobachtet für Sie den Markt weiterhin ganz genau.

Artischocken

Ungewöhnlich starker Regen in Spaniens Hauptanbaugebieten Alicante und Murcia verschiebt dort den gewohnten Erntestart für Artischocken. Da die Wasser-Reservoirs nun aber gut gefüllt sind, erwarten Insider ab Januar eine gute Ernte (bis März). Das Preisniveau sollte auf der iberischen Halbinsel stabil bleiben. Im kommenden Januar geht auch die Ernte in Ägypten (bis April) los. Das Land will mit günstigeren Lohnkosten, bester Qualität und einem breiten Angebot aller Varietäten auf den weltweiten Märkten punkten. In Peru endet die Ernte bereits im Dezember und beginnt im Juni 2020 wieder. Preise für die neue Ernte erwarten wir in spätestens sechs Wochen. Die US-Nachfrage dürfte bei der Preisgestaltung eine wesentliche Rolle spielen.
PMM bezieht Artischocken für Konserven (ganze Herzen, geviertelt oder geschnitten) hauptsächlich aus Spanien, Italien und Ägypten. Wir handeln Artischockenherzen in verschiedenen Kalibern (z. B. 25/30-er, 30/40-er oder 40/50-er). Das Kaliber gibt Auskunft über die Größe der Herzen und deren Stückzahl in der Dose: So befinden sich in unserer ADRIA-Dose mit 2650 ml Inhalt beim Kaliber 30/40 mindestens 30 Stück. Das Abtropfgewicht variiert zwischen 1350 g (Italien) und 1550 g (Spanien). Besonders am Herzen liegen uns die „Carciofini a spicchi” als Alternative zur geviertelten Ware. Diese in Stücke geschnittenen Artischocken sind als Convenience-Produkt besonders beliebt. Die Herzen

müssen nicht mehr kleingeschnitten werden, wenn sie als Pizzabelag oder in Salaten zum Einsatz kommen (ähnlich wie bei unseren Oliven in Scheiben). Unter ADRIA führen wir dieses Produkt ab sofort am Lager und würden Ihnen sehr gerne dessen perfektes Handling im Rahmen einer Bemusterung vorstellen. Gerade preisorientierte Käufer schätzen die schnelle Verarbeitung in der professionellen Großküche. Wir machen Unterschiede, denn unsere Kunden wollen Abwechslung – testen Sie uns!

Mandarinen

Die Ernte in der Türkei steht vor der Tür: Die Mandarinenfelder wurden gerade besichtigt, die Ernteprognose für einzelne Regionen variiert zwischen minus 30 % und normalem Ertrag. Die Ernte erstreckt sich bis Ende Januar 2020. Zeitlich liegen wir auf jeden Fall vor Spanien (erste Notierungen ab Mitte November) sowie

vor China und Peru. Wir erwarten in Kürze verlässliche Preise und rechnen mit moderaten Steigerungen bei einem momentan stabilen Wechselkurs von der türkischen Lira zum Euro. Übliche Faktoren für Kostensteigerungen sind Löhne, Energie und Herstellungskosten für die Dose.

KONSERVE voller Dunstäpfel

Auch die Apfelernte in Südtirol startete in diesem Jahr verspätet, so dass nennenswerte Mengen an Rohware für die Verarbeitung zu Dunstäpfeln erst im Oktober zur Verfügung standen. Die Marktlage war bis zur ANUGA sehr entspannt, erste Abschlüsse wurden während bzw. kurz nach der Messe verbucht. Aktuell gibt es bei der Rohware jedoch ein wachsendes Problem durch Schädlingsbefall, das wohl in dieser Saison schwerer als erwartet ausfällt. Beobachter rechnen daher mit weniger Schälware. Wie groß das Ausmaß in Bezug auf die Gesamtmenge sein wird, ist noch nicht ersichtlich. Geringere Ausfälle hatte

es bereits zuvor durch Sturm- und Hagelschäden gegeben, Frostschäden drücken zudem auf die Erntemenge aus Polen. Insgesamt wird die Ernte europaweit kleiner als im Vorjahr ausfallen. Die Produzenten schielen seit letzter Saison außerdem auf neue Abnehmer in den USA und in Australien. Übrigens: Der Begriff „Solidpack“ beschreibt eine Konserve, die randvoll mit Apfelstücken befüllt ist. Im Gegensatz dazu spricht man vom „Waterpack“ bei einem kleinen ATG (Abtropfgewicht) und einem hohen Anteil an Aufgussflüssigkeit. „Waterpack“ sind vor allem im US-Markt beliebt.

FRACHTER: Sauberer, aber teurer

Die Frachtraten könnten sich ab kommenden Jahr verteuern. Grund dafür sind strengere, weltweit am 1.1.2020 in Kraft tretende Umweltschutzrichtlinien in Sachen Treibstoff. Ab diesem Stichtag dürfen Schiffe auf hoher See nur noch Schweröl mit einem Grenzwert von 0,5 % Schwefel (bislang galten 3,5 %) verfeuern. Weltweit sind bis zu 70.000 Schiffe betroffen, darunter rund 5000 Containerschiffe, die Konsum- und Industriegüter zwischen den Kontinenten transportieren. Reeder haben mehrere Möglichkeiten zu reagieren: Schiffe werden mit Reinigungsfiltern (Scrubber) ausgerüstet. Oder Reeder stellen von Schweröl auf Schiffsdiesel um, einige gar auf verflüssigtes Erdgas LNG als Treibstoff. Der Wechsel auf Schiffsdiesel ist derzeit die häufigste Option – mit der Folge, dass Nachfrage und Preise steigen

werden. Investitionen sind unvermeidlich, alleine die weltgrößte Containerreederei Maersk rechnet mit bis zu zwei Mrd. US-Dollar höheren Kosten im Jahr. Die Containerschifffahrt trifft es hart, da die Branche in den vergangenen drei Jahren bereits Verluste in Höhe von 9,3 Mrd. US-Dollar angehäuft hat. Die Umstellungen dürften das Angebot an Schiffsraum auch in unserem Segment vorübergehend verknappen und die Frachtraten verteuern