Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter.
Der Mensch beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu beherrschen.
Albert Schweitzer (1875 – 1965)

VON DER Wertschätzung ZUR BIOÖKONOMIE

Sehr verehrte Leser und PMM-Freunde: Ich hoffe, Sie sind alle gesund und guten Mutes ins neue Jahr, in dieses neue Jahrzehnt gestartet. Wir alle im PMM-Team sind bestens gerüstet und hochmotiviert, Ihnen wie immer die besten Produkte und den besten Service bieten zu können.

Ich möchte diesen ersten Marktbericht für 2020 unter das Motto »Wertschätzung« stellen. Wir sollten uns immer bewusst sein, dass wir von der Natur und mit der Natur leben. Ja, wir profitieren von ihr – als globaler Importeur, als Händler und Kaufmann, als Verbraucher.
Dabei darf jedoch nie die Wertschätzung für das, was wir tun, verloren gehen. Wir handeln mit dem, was die Natur uns zur Verfügung stellt, ob Fisch, Gemüse oder Obst – in jedem Teil der Welt. Am Ende stehen Lebensmittel, die mit harter Arbeit hergestellt wurden. Ich meine, der Preis

darf nicht immer das ausschlaggebende Kriterium sein. Viel wichtiger ist doch der Respekt für das, was auf unsere Teller kommt. Und für das, was dahinter steckt: viel Arbeit, viel Mühe und machmal auch viel Verdruss oder Enttäuschung. PMM ist ein kleines Rädchen in diesem Getriebe, aber wir wertschätzen die faire Zusammenarbeit mit unseren Partnern, Lieferanten und Abnehmern, deren neue Ideen und Ansätze. Denn das Ziel ist für mich, einen Weg zu einer möglichst biobasierten, an natürlichen Stoffkreisläufen orientierten, nachhaltigen Wirtschaftsform einzuschlagen.

Auf der führenden Ernährungs- und Agrarmesse, der Internationalen Grünen Woche in Berlin, wurde dazu das Start-signal gegeben. Es lautet Bioökonomie und umfasst alle Wirtschaftszweige und zugehörige Dienstleistungsbereiche, die biologische Ressourcen wie Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sowie deren Produkte be- und verarbeiten, nutzen und damit handeln. Dazu zählen insbesondere die Land- und Forstwirtschaft, aber auch die Nahrungsmittelindustrie sowie die Papier- und Textilindustrie. Wir von Paul M. Müller wollen in diesem neuen Jahrzehnt – wo immer möglich– unseren Beitrag dazu leisten.

Mandarinen: AUS CHINA WELTWEIT

Im November-Marktbericht hatten wir es bereits für Mandarin-Orangen prognostiziert: Die Türkei und Spanien melden schlechtere Qualitäten und Ernteausfälle entweder wegen Trockenheit oder aufgrund von zu viel Regen. PMM arbeitet unter anderem mit türkischen Lieferanten zusammen, die glücklicherweise rechtzeitig Reserven in der Kühlung hatten, um ihre Verträge erfüllen zu können. In beiden Ländern wird die bei Handel und Industrie beliebteste Sorte »Satsuma« angebaut.
Unsere guten Kontakte weltweit erlauben uns ein schnelles Ausweichen, zum Beispiel nach Peru. Die dort angebaute Sorte Morcott (etwas dunkler) gewinnt zunehmend an Beliebtheit. Probieren lohnt sich. Von Peru aus geht bereits viel Ware in die USA – und jetzt auch zu uns. Ein Blick nach China noch: Leider ist der Markt dort nahezu ausverkauft,

nachdem die Gesamternte (ebenfalls Satsuma) um fast 30 % eingebrochen ist. Außerdem wurden einige Fabriken aufgrund nicht erfüllter Umweltstandards von den Behörden geschlossen. Normal werden rund 3 Millionen Tonnen Früchte geerntet, wovon eine halbe Million Tonnen für die Dosen-verarbeitung zur Verfügung stehen. In der Saison 2018/2019 wurden noch 0,33 Millionen Tonnen exportiert, in dieser Saison 2019/2020 werden es voraussichtlich bis zu 90.000 mt weniger sein.

Übrigens: Die Mandarine stammt aus China. Seit rund 4000 Jahren wird die Zitrusfrucht in den subtropischen Regionen des Riesenreichs kultiviert. Heute ist China der größte Mandarinen-Produzent der Welt. Noch haben wir genügend Dosenware in bewährter ADRIA-Qualität zum Abruf auf Lager.

MAIS: Hungrige Würmer

Der Wurmschädling »Armyworm« bedroht weiter die Maiskammern Südostasiens. Über Indien kommend vernichtete der Schädling in Thailand fast 40 % der Ernte. Mittler­weile wütet der Wurm, der zwar nur maximal 40 Tage lebt, jedoch ganze Felder innerhalb kürzester Zeit vernichten kann, auch in mehreren Provinzen Chinas. Millionen von Kleinbauern sind betroffen. Die Bekämpfung ist teuer und aufwendig, erklären Experten vor Ort. Reserven aus China stehen kaum zur Verfügung, der Markt ist so gut wie ausverkauft. Maisfarmer und Packer pausieren außerdem wegen Chinese New Year, die Haupterntesaison startet erst wieder Ende Mai.

Die Panik um das neue Corona-Virus könnte die Situation verschärfen. Aufgrund knapper Warenverfügbarkeit wird der Importpreis für Dosenmais wahrscheinlich anziehen. Hinzu kommen »Strafzölle« der EU von bis zu 14,3 % auf Dosen-Maiskörner aus Thailand. Wir erfahren außerdem soeben, dass in Ungarn Preissteigerungen zwischen 3 und 5 % drohen. Der Grund: Die Anbauer wollen Anbau flächen für Mais reduzieren, da die Rohwarenpreise der letzten Jahre wenig bis gar nicht erträglich waren. Zudem kündigen Dosenblech-Hersteller eine Preissteigerung von 5 % an. Wir haben früh reagiert und verfügen über aus reichende Vorräte an Maiskolben und Körnern aus Thailand in bester ADRIA­Qualität (1062-ml- und 2650-ml-Dosen).

TAUCHT DER Thunfisch AB?

Die Thunfischpreise ziehen zum Jahresbeginn wieder an. Nach dem historischen Tief im Dezember von 850 US-Dollar/t für Skipjack (SKJ, 1,8 kg) klettert der Rohwarenpreis in Bangkok jetzt auf fast 1200 US-Dollar. Für Ware aus Thailand gelten EU-Zölle (24 %). Dadurch liegen die Rohwarenpreise fast auf dem gleichen Niveau wie aus den EU-zollfreien Ursprüngen. Insgesamt sind derzeit weniger Fangschiffe unterwegs, es gibt nur geringe SKJ-Fänge im West Pazifik und Anlandungen auf den Philippinen und in Papua-Neuguinea (PNG). Das bedeutet, Rohware für Skipjack und für Yellowfin (Gelbflossenthunfisch) ist knapp und wir beobachten höhere Preise bis zu 1450 US-Dollar in PNG, in

Ecuador, auf den Philippinen (General Santos) und in Ghana. Dort wurde außerdem im Dezember überraschend ein FAD-Verbot für das Fanggebiet-FAO-34 vor Westafrika ausgesprochen (gilt aktuell von Januar – Februar und in 2021 von Januar – März). PMM ist mit ausreichend Ware versorgt. Darüber hinaus wird zu berücksichtigen sein, dass sich nach Expertenmeinung die Erwärmung der Weltmeere mittel- bis langfristig auch auf die Thunfisch-Fänge auswirken wird. Weniger kaltes Wasser an der Meeresoberfläche bedeutet, die Fisch-schwärme tauchen in tiefere Gewässer ab und sind nicht mehr so leicht zu orten und zu fangen.

ABWARTEN – UND Tee TRINKEN

Das Preisniveau bei Kichererbsen wird in diesem Jahr voraussichtlich steigen, da die Erzeuger die Anbauflächen bis um ein Drittel reduzieren wollen. Vor allem Mexiko meldet bereits höhere
Preise beim Rohmaterial, in Argentinien fiel die letzte Ernte schlecht aus. Außerdem plant das Land eine Erhöhung des Zollsatzes für Export-Getreide von derzeit 9 % auf eventuell 18 %. Nach den großen und guten Ernteerträgen in den vergangenen Jahren erwarten wir also weniger Angebote und höhere Preise. Besonders angespannt ist die Lage bei Kidney Bohnen. Die schlechte Ernte und Qualität in den USA und in Kanada (Feuchtigkeit, zu frühe Ernte)

sowie die EU-Zölle auf US-Importe verteuern die Ware aktuell um bis zu 15 %. Insgesamt lagen die Preise 2019 schon um rund 45 % höher als 2018. China ist ausgefallen und tritt derzeit selber als Importeur auf. Als Ersatz will Argentinien punkten, wo man sich bemüht, die Qualität zu verbessern und mehr Know-how in der Dosenverarbeitung zu sammeln. Und Butterbohnen? Die Preise sind fast doppelt so hoch wie vor fünf Monaten, es gibt keine verfügbaren Mengen. Es bleibt einem nichts anderes übrig , als die Ernte 2020 abzuwarten und Tee zu trinken.

Ob Fanggebiete, Dosengröße oder Mindesthaltbarkeitsdatum: Wer Bescheid weiß, ist im Vorteil. In unserem umfangreichen, ständig wachsenden Glossar klären wir über Fachliches und Spezifika in unserer Branche auf. Reinschauen lohnt sich!

ALLERGENE:
Gewusst was

Allergene – was sind das überhaupt?
PMM-Service erklärt: Das Wort Allergen leitet sich aus dem altgriechischen Wortstamm für »verursachen/bewirken« ab und bezeichnet einen Stoff, der bei bestimmten Menschen eine Allergie hervorrufen kann (z. B. Blütenpollen / Heuschnupfen). Wir beschäftigen uns hier jedoch mit dem umfassenden Bereich der Lebensmittelallergien. Wer nämlich unter einer Lebensmittelallergie leidet, muss Produkte, die Allergene enthalten, strikt meiden. Selbst geringe Spuren von allergenen Stoffen können die gefürchteten und ggf. lebensbedrohlichen Symptome auslösen. Von Allergien
betroffene Personen sind darauf angewiesen, beim Einkauf zuverlässige Informationen über die Zusammensetzung der Lebensmittel zu erhalten. Die EU-Lebensmittel-Informationsverordnung (LMIV) regelt seit Dezember 2014 EU-weit einheitlich, welche Informationen auf Lebensmittel-Etiketten zu stehen haben. Gesetzlich vorgeschrieben ist u. a. eine

Kennzeichnung (Liste) aller Stoffe bzw. Zutaten, die zu den häufigsten Allergenen gehören – und zwar sowohl auf vorverpackten Lebensmitteln als auch auf loser Ware (z. B. beim Bäcker).

Freiwillig (seitens der Lebensmittelanbieter) ist hingegen der Hinweis, dass eine mögliche Verunreinigung mit Allergenen nicht auszuschließen ist. Konkret geht es dabei um 14 Hauptallergengruppen, die wir anschaulich und mit zusätzlichen Hintergrundinfos hier aufgelistet haben.

2019: VERFÜGBARE LEERCONTAINER

Die Verfügbarkeit von klassischen 20- und 40-Fuß-Leercontainern sowie von 40-Fuß-Highcubes hat sich im vergangenen Jahr verbessert, berichten unsere Speditionspartner. Für den Standort Hamburg zeige der Container Availability Index des Start-ups Container-X-Change im Jahresmittel einen Wert von 0,57 (+ 8,2 % gegenüber Vorjahr). Der Index bewegt sich zwischen 0 und 1. Die 1 steht dabei für einen absoluten Überhang, 0,5 für ein Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage und 0 zeigt eine absolute Unterversorgung mit freiem Equipment an. Zum Vergleich: In Rotterdam war die Verfügbarkeit mit 0,67 noch höher, lag aber um 9,5 Prozent unter Vorjahr. Das heißt, je weniger Leercontainer desto lauter brummt die Weltwirtschaft. Das könnte Anfang Januar der Fall gewesen sein, als das Barometer für 20-Fuß-Container für Hamburg mit 0,4 eine leichte Unterversorgung, also mehr Nachfrage, anzeigte. Bei 40-Fuß-Boxen und Highcubes ist die Lage mit jeweils 0,8 hingegen derzeit unproblematisch.

 

PMM hat sich noch mal verjüngt: Das Durchschnittsalter unserer Mitarbeiter liegt jetzt bei 34,5 Jahren. Das PMM-Team wünscht weiter gute Geschäfte.

Obwohl wir die von uns beanspruchten Quellen als verlässlich einschätzen, übernehmen wir für die Vollständigkeit und Richtigkeit der hier wiedergegebenen Informationen keine Haftung.