„Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.“

Wasser ist Leben und auch für die Lebensmittelproduktion unerlässlich. Welche Auswirkungen Hitze und Wassermangel auf die Ernte von Obst und Gemüse haben, war mehr als einmal Teil unserer Food News letztes Jahr. Und auch in diesem Bericht spielt Wasser wieder eine Rolle: Bei den einen fehlt es, bei den anderen ist es bedrohlich viel. Immer häufiger haben wir es weltweit mit extremen Wetterereignissen zu tun: Während die „Monster-Hitzewelle“ sowie fehlende Niederschläge in Asien für gesundheitliche Probleme und Ernteausfälle sorgen, sehen wir aktuell in den Nachrichten dramatische Überschwemmungs-Bilder aus der norditalienischen Region Emilia-Romagna. Beide Ereignisse machen deutlich: Der Klimawandel zeigt sich in vielen Facetten. Seine Folgen sind eine große Bedrohung für Mensch und Umwelt. Weiter unten lesen Sie, wie sich die Hitze in Asien auf die Ananasernte auswirkt. Die Situation in Norditalien wagen wir bisher nicht zu überblicken. Eins steht aber fest: Auch hier haben die aktuellen Wetterereignisse verheerende Folgen für die Landwirte – und zwar nicht nur für die bevorstehende Sommerernte, sondern mit Blick auf beschädigte Obstplantagen auch langfristige.

Vor diesem Hintergrund erscheint der allgegenwärtige Fachkräftemangel hierzulande als Jammern auf hohem Niveau. Und trotzdem: Auch dieser Problematik wollen wir uns in diesen Food News widmen und haben mit Jeanette Gonnermann, der Geschäftsführerin des Waren-Vereins der Hamburger Börse gesprochen. Im Interview verrät sie, welche Konzepte es jetzt braucht, um die Branche zukunftssicher zu machen.

Wasser ist Leben und auch für die Lebensmittelproduktion unerlässlich, habe ich eingangs geschrieben. Dazu passt auch: Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen. In diesem Sinne: Wir nehmen die Herausforderungen in allen Varianten an und freuen uns mit Ihnen auf den bevorstehenden Sommer.

Ihr Thomas Schneidawind

Ananas:

Monster-Hitzewelle mit Folgen

Am Ananasmarkt kehrt keine Ruhe ein. So lag das Angebot für Rohware im April sogar 19 Prozent niedriger als errechnete Vorhersagen. Mit Folgen! Berichteten wir im März noch von Rohwarenpreisen bei 8.00-8.30 Thai Baht/kg, sprechen Kenner vor Ort jetzt von 8.40-8.70 Thai Baht/kg Ananas. Der Hauptgrund für das sinkende Angebot und die Preissteigerungen: Trockenheit. In Asien ist von einer „Monster-Hitzewelle“ die Rede mit ungewöhnlich hohen und langanhaltenden Temperaturrekorden von bis zu 46 Grad. Aufgrund der Trockenheit-Periode sinkt aber nicht nur die Gesamtmenge der Ernte, sondern vor allem auch die Größe der Früchte. Die zunehmend kleinen Ananas sind für die Weiterverarbeitung zu Dosenware nicht geeignet und werden stattdessen für die Produktion von Fruchtsaft(-Konzentraten) verwendet. Wer Dosen-Ananas benötigt, kann zwar aktuell noch auf Lagerbestände der letzten Winterernte zurückgreifen, doch auch diese neigen sich allmählich dem Ende zu.

Wie sich die Preise weiterentwickeln werden, wagt aktuell niemand vorherzusagen. Das sinkende Angebot und die geringen Lagerbestände sind die eine Seite – auf der anderen Seite ist die Nachfrage aber auch weiterhin gering, weil sich Käufer am Markt vorsichtig zeigen.

Übrigens: In unserem Glossar gibt’s eine ausführliche Übersicht zu den verschiedenen Schnittgrößen von Ananas.

Tomaten:

Wetter als große Unbekannte

Bereits Mitte Mai sind in Norditalien viele Tomatenprodukte der vergangenen Ernte speziell für den Großhandel und die Industrie ausverkauft. Bei Tomatenmark-Fassware gibt es nur noch einen Hersteller, der Mengen zum Verkauf anbieten kann. 4.250 ml Dosen und 10 kg BiB Tomatenpulpe müssen aus Fässern aufwendig umgepackt werden, um den Bedarf bis zur neuen Ernte sicherzustellen. Bei den Kleinformaten für die Supermärkte ist die Welt komplett eine andere: Hier sind zum Teil noch deutliche Überhänge aus der vergangenen Ernte vorhanden – z.B. bei 720 ml Flaschen Passata und 425 ml Dosen gehackte Tomaten.

Mit Blick auf die neue Ernte wird der ein oder andere Hersteller – falls die Möglichkeit bei der Produktionsplanung besteht – daher von Kleingebinden auf Cateringgrößen umschwenken.

Nachdem bereits jetzt (fast vier Monate vor Verfügbarkeit der neuen Produktion aus der bevorstehenden Sommerernte) sehr wichtige Artikel ausverkauft sind bzw. Höchstpreise dafür bezahlt werden, liegt die Macht bei den Preisverhandlungen derzeit eindeutig bei den Verkäufern. Diese argumentieren bei den Preissteigerungen zum einen mit den deutlich höheren Aufwendungen für die Rohware. Beispielsweise wurde am

Mai der Rohwarenpreis in Norditalien bei 150 Euro pro Tonne runde Tomaten fixiert und ist damit erstmalig in allen westeuropäischen Anbaugebieten identisch. Zum anderen treiben Kostensteigerungen bei allen Verpackungsmaterialien sowie gestiegene Zinsen bei Finanzierungen die Preise zusätzlich in die Höhe. Lediglich die niedrigeren Energiekosten tragen zu einer Entspannung bei der Kalkulation bei.

Die große Unbekannte bei der Preisfindung bleibt jedoch das Wetter. So haben nach der langen Trockenheit sintflutartige Regenfälle in der norditalienischen Region Emilia-Romagna immense Flächen überflutet. Aktuell ist noch unklar, um wie viel Hektar Land es sich tatsächlich handelt, die nun erst wieder getrocknet und aufbereitet werden muss, bevor neue Setzlinge gepflanzt werden können. Insider schätzen jedoch, dass diese Maßnahmen den vorherigen Zeitplan mindestens um zwei Wochen nach hinten verlagern werden.

Aber nicht nur in Italien sorgt Extremwetter für Probleme. Auch in bedeutenden Tomatenanbaugebieten in Kalifornien haben starke Regenfälle die Unsicherheiten deutlich gesteigert und in der chinesischen Region Xinjiang sorgte Frost für Probleme. Zusätzlich wird die Ukraine als Lieferland für Tomatenmark keine bedeutende Rolle spielen und die Tatsache, dass Tomatenprodukte aus China bei einigen Abnehmerländern bzw. Käufern nicht mehr auf dem Zettel stehen, beflügelt den Verteilerkampf bei europäischen Produkten.

Unser Fazit: Letztendlich wird die Nachfrage immer den Preis bestimmen. Deshalb bleibt zu hoffen, dass der Konsum nicht aufgrund von überzogenen Preissteigerungen in der Folgezeit einbricht und zu einem Preisverfall bei den Produkten führen wird.

Mehr über Tomaten finden Sie in unserem »Special Tomaten« unserer starken Marke ADRIA: ob frisch, getrocknet, gewürfelt oder passiert. Wir erklären hier alles: von der Herstellung über die Verwendung und Unterschiede bis hin zum speziellen Brix-Gehalt.

Mais:

Große Preisspannen

ie Rohwarenpreise von Mais unterscheiden sich weltweit stark je nach Region. In Thailand sind sie aufgrund von Trockenheit in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Dazu kommt, dass die Zölle hoch sind, so dass thailändische Mais-Importe im europäischen Markt nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Mais aus Ungarn überzeugt nach wie vor mit guter Qualität, allerdings ist er inzwischen gut 40 Prozent teurer als die Ware aus China.
Die sinkenden Frachtkosten der vergangenen sechs Monate sowie der aktuelle Umrechnungskurs USD/Euro machen den Mais aus China zusätzlich immer interessanter. Hier kann im Gegensatz zu Europa sogar dreimal pro Jahr geerntet werden. Wie viel davon für den Export nach Europa tatsächlich zur Verfügung steht, bleibt allerdings abzuwarten, weil der Eigenbedarf ebenfalls steigt.

Der Mais-Vorrat von Paul M. Müller ist gut gefüllt, sodass wir Sie mit qualitativ hochwertiger Ware zu guten Preisen versorgen können. Sprechen Sie uns gerne an.

„Wir brauchen nicht über Fachkräftemangel diskutieren und ins Ausland schauen, um dort kompetente Mitarbeiter:innen zu rekrutieren. Wir haben viele top ausgebildete Frauen in Deutschland. Wir müssen für sie nur familienfreundliche Rahmenbedingungen schaffen, in denen es für sie attraktiv ist zu arbeiten.“

– Jeanette Gonnermann

Seit 2021 ist Jeanette Gonnermann an der Spitze des Waren-Vereins der Hamburger Börse e.V.. Die Geschäftsführerin spricht mit Paul M. Müller (PMM) im Interview darüber, warum Frauen in der Arbeitswelt wichtig sind, was sie Young Leader:innen rät und wie sich Karriere und Kinder vereinen lassen.

PMM: Frau Gonnermann, Sie bekleiden Ihr Amt beim Waren-Verein seit eineinhalb Jahren. Geschäftsführerin in einer tradierten Branche zu sein – Fluch oder Segen?

Lassen Sie es mich so formulieren: Eine männerdominierte Branche bietet große Vorteile und ich fühle mich hier sehr wohl. Erstens: Warum Vorteil? Ich bin als Frau dauerhaft unterschätzt worden. Dass ich Jura studiert habe, schon früh Abteilungsleiterin war, wollte manche:r nicht sehen und ich war oft gefühlt im Rechtfertigungszwang. Irgendwann habe ich erkannt, dass es ein Vorteil ist und mir zugutekommt, unterschätzt zu werden, denn dann kann man nur positiv überraschen.

Zweitens: Frauen besitzen Charme und sind mitnehmend. Kooperativ und menschlich zu führen, statt streng hierarchisch, empfinde ich als gut und gewinnbringend.

Frauen in Führungspositionen sind noch immer eine Seltenheit. Braucht es mehr davon?

Oh ja. Frauen in Führung ist ein Thema, das mich schon lange beschäftigt, und natürlich wünsche ich mir mehr davon. Ich habe meine Entscheidung nie bereut, weil es schon immer mein Antrieb war, in eine Führungsposition zu gehen.

Was können Unternehmen hier tun?

Unternehmen müssen sich moderner aufstellen und mit der Zeit gehen. Wir brauchen nicht über Fachkräftemangel diskutieren und ins Ausland schauen, um dort Kolleg:innen zu rekrutieren. Wir haben viele tolle Frauen, wir müssen für sie nur Rahmenbedingungen schaffen, in denen es für sie attraktiv ist zu arbeiten. Heißt: Modelle implementieren, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen.

Davon abgesehen stellen wir beim Waren-Verein fest: Unternehmen, die modern auftreten, gerade auch im Bereich Webseite und Social Media sind für junge Fach- und Führungskräfte viel attraktiver. Wenn ein Unternehmen nicht in irgendeiner Form online ist, ist es schlichtweg nicht existent.

Wie sind heute die Reaktionen auf Sie in einer Führungsposition?

Junge Frauen, die ihre Ausbildung machen, kommen auf mich zu und machen mir Komplimente. Sie finden es toll, was ich mache und wie ich es mache. Aber sie formulieren mir gegenüber auch, dass sie Kinder wollen. Ich kann dann nur antworten: Es geht beides – aber man muss Vorurteile in Kauf nehmen und auch, dass man an seine Grenzen stößt. Mit dem Young Leader:innen-Projekt des Waren-Vereins haben wir ein Netzwerk aus Nachwuchskräften – weiblich und männlich – aus der Branche geschaffen. Hier sprechen wir über New Work, Digitalisierung, aber auch über so große Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit. Dass wir über diese Themen diskutieren, bringt letztendlich beide Geschlechter weiter.

Zum Abschluss die Gretchenfrage: Braucht es eine Quote?

Ich habe mich lange mit dieser Frage gequält. Letztlich habe ich mich dafür entschieden. Es muss eine Form von Zwang geben, um die erste Hürde zu schaffen. Danach setzt – so hoffe ich – Automatismus ein. Was mir nicht gefällt: Wenn Frauen als Quotenfrau bezeichnet werden, obwohl sie eine Topleistung bringen. Einem Mann würde man das nie sagen.

Wir bedanken uns für das Gespräch. Aus Platzgründen haben wir das Interview für den Marktbericht an einigen Stellen gekürzt. Das gesamte Interview mit Jeanette Gonnermann sowie viele weitere mit anderen spannenden Gesprächspartnern finden Sie auf unserer Webseite.

Türkei:

Sorgen und Ungewissheit

Egal ob Peperoni, Paprika, Tomaten oder Kirschen – die Türkei ist ein bedeutendes Anbauland für den internationalen Markt. Aktuell sehen sich einheimische Anbauer und Produzenten jedoch mit vielfältigen Herausforderungen in puncto Wetter, Wirtschaft und Politik konfrontiert. So sind üppige Ernten keinesfalls mehr selbstverständlich – der Klimawandel zeigt sich unerbittlich. Hinzu kommen insgesamt höhere Kosten, weil Rohstoffe am internationalen Markt zu Fremdwährungen eingekauft werden müssen. Einzige Ausnahme sind, Insidern zufolge, aktuell die Energiepreise, wobei sich auch diese langfristig wohl im Aufwärtstrend befinden. Maßgebliche Faktoren für starke Preiserhöhungen sind außerdem die hohe Inflation im Land sowie gestiegene Zinssätze und teure Kredite.

Kurz gesagt: Die Stimmung im Land ist angespannt und alle schauen mit Spannung auf die kommende Stichwahl am 28. Mai. Ihr Ausgang wird ausschlaggebenden Einfluss darauf haben, wie sich die Gesamtsituation in der Türkei entwickeln wird.

Messe: Rück- und Ausblick

Die Private Label Manufactures Association (kurz: PLMA) ist nicht nur eine Organisation mit über 4.000 Mitgliedsunternehmen rund um den Globus, sondern organisiert jährlich auch die internationale Fachmesse „Welt der Handelsmarken“ in Amsterdam – so auch am vergangenen Dienstag und Mittwoch vom 23. bis 24. Mai. Unser Geschäftsführer Fabian Kretschmer sowie unsere Ein- und Verkäuferin mit dem Schwerpunkt Thunfisch Eve-Florence Gölz waren ebenfalls vor Ort und haben sich von neuen Ideen der Branche inspirieren lassen. Ihr Fazit: „Wir sind mit jeder Menge News über Konserven, Tomaten, Thunfisch und Sardellen zurückgekehrt. Das Highlight der Messe waren außerdem die anderen unzähligen Eindrücke und positiven Gespräche.”

Aber das Beste zum Schluss: Unser persönliches Messe-Highlight steht dieses Jahr sogar noch bevor. Vom 7.-11. Oktober sind wir mit eigenem Messestand auf der Anuga-Fachmesse vor Ort und freuen uns schon sehr. Wer kommt uns in Halle 2.1, Gang C, Stand 019 besuchen?

Den kompletten Messekalender mit allen relevanten Messen der Branche, finden Sie auf unserer Webseite.

Vincenz Herrmann ist seit 1. Januar 2023 Teil des Teams. Als gelernter Groß- und Außenhandelskaufmann arbeitet er im Ein- und Verkauf mit den anderen Kolleginnen und Kollegen eng zusammen.

Vincenz, wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Morgens starte ich energiegeladen in den Tag – mit einer guten Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch lese ich direkt die ersten Mails. Außerdem checke ich das Sales-Postfach auf neue Aufträge und arbeite diese ab. Zurzeit liegt mein Fokus auf dem Verkauf. So lerne ich alle Produkte immer besser kennen. In der Mittagspause übrigens nochmal auf die praktische Art: Wir kochen nämlich oft gemeinsam.

Was sind deine bisherigen Highlights?

Zum einen das tolle Team, die Stimmung und die Kommunikation untereinander. Inhaltlich finde ich alles, was mit dem Im- und Export zusammenhängt, sehr spannend. Hier bekomme ich viele Einblicke, die ich als Kunde nicht unbedingt hätte. Beispielsweise die Fangzeiten für Thunfisch, den Erntezeitpunkt von Ananas und natürlich auch, wie die Produkte mit Bahn-Lkw oder Lkw transportiert beziehungsweise in Containern verschifft werden.

Und auf was freust du dich?

Ich habe schon so vieles über Dosengrößen gelernt, mich in Artikelnummern eingearbeitet und Preise mitberechnet. Bei einer Schulung des Warenvereins haben Eve Florence Gölz und ich außerdem viel über die Herstellung und Konservierung von Dosenprodukten erfahren. Jetzt freue ich mich, immer selbstständiger und -sicherer zu arbeiten. Also eigentlich auf alles, was kommt.

Das klingt super. Viel Erfolg und Spaß dabei!

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Ihr starkes Team von Paul M. Müller