„Inmitten der Schwierigkeiten liegt die Möglichkeit.“
Albert Einstein, 1879 – 1955

WIEDER LEBEN IN DER HÜTTE

Der deutsche Bundesbürger fürchtet die Inflation wie der Teufel das Weihwasser. Knapp 4 % sind es momentan, Höchststand seit 28 Jahren. So mancher Politiker, der gerne Wirtschafts- oder Finanzminister oder beides werden würde, orakelt bereits öffentlich, im nächsten Jahr würden 5 % drohen. Am 26. September wird gewählt in der Bundesrepublik Deutschland. Die Furcht vor Inflation ist hierzulande historisch bedingt, das Schüren von Ängsten gehört zum Wahlkampf. Abgrund, Panik? Nein! Bleiben wir als versierte Wirtschaftsteilnehmer und Kaufleute also auf dem Boden der Tatsachen: Wer tagtäglich mit volatilen EKs und VKs, mit schwankenden Raten zu See und auf Land, mit Forecast und unbeständigen Preisen und Mengen zu tun hat, und zwar global und national, und das als internationaler Importeur seit Jahrzehnten, der weiß: Inflation ist diesmal eine gute Sache. Die steigende Teuerungsrate beweist, dass wieder Leben in die Hütte kommt. Es steht nichts mehr still, es stottert nichts mehr, der Wirtschaftsmotor brummt wieder. Immerhin gut 81 Mrd. EUR hat die Bundesregierung in den letzten 36 Monaten dafür in das Land gepumpt – an Wirtschaftshilfen und Unterstützung für die Gesellschaft. Übrigens war das auch in anderen Industrienationen Europas der Fall. Verlangt wird jetzt nach mehr Rohstoffen und Gütern, nach mehr Öl, mehr Vorprodukten und mehr Frachtkapazitäten (die kommen!, wie PMM in diesem Marktbericht exklusiv berichtet).

Die Lust am Ausgeben, am Handeln, am Konsumieren steigt wieder. Wir trauen uns wieder was. Wir wollen alle etwas nachholen. Tarifpartner streiten sich sogar schon wieder. All diese Tatsachen treiben die Preise zunächst an. Auf Anbieter- und auf Verbraucherseite. Sie werden sich bereits im nächsten Jahr auf einem gesunden Niveau einpendeln. Das ist gut für ein starkes Durchstarten in Europa. Die Zündung hat geklappt. Auch bei uns, bei Paul M. Müller, wird wieder Vollgas gegeben.

TOMATEN am laufenden Band

Alles schreit nach Tomaten, wir haben welche: Schauen Sie mal, wie bei uns die beliebte 1-Liter-ADRIA-Passata am laufenden Band hergestellt wird. In Italien wird in den Fabriken nonstop gearbeitet. Vorige Woche (Stand 6. 9.) waren 70 % der geplanten Mengen produziert, verrät uns ein Insider, das soll noch bis Ende September so weitergehen. Insgesamt wird in Italien mit einem zu verarbeitenden Ernte-Output von 5,6 Millionen t Tomaten gerechnet. Die Qualität ist hervorragend: gesunde Früchte, schöne Farbe und ein hoher Brix-Gehalt. Einen Wermutstropfen gibt es: Derzeit werden die für den HoReCa-Sektor wichtigen 3-Kilo-Dosen (für Schältomaten) knapp, da hier das Blech für die Großkonserven fehlt bzw. vielfach für Kleindosen verarbeitet wird. Haben Sie sich schon mal gefragt, was ein „hoher Brix“ bedeutet? Aufklärung gibt es im nächsten PMM College auf unserer Website gleich nach dem Marktbericht. Seien Sie gespannt, anklicken lohnt sich!

HÜLSENFRÜCHTE

Der Markt für Hülsenfrüchte steht extrem unter Druck. Die große Trockenheit in Nordamerika (USA/Kanada) und eine ebenfalls schwache Ernte in Osteuropa drücken auf die erwartbaren Mengen. Die Preise steigen von Tag zu Tag. Alternativen aus China sind derzeit kaum rentabel. Das Angebot von Kichererbsen und Linsen ist „sehr reduziert, die Preise sind außer Kontrolle“, berichten uns Marktkenner. Die Ernte von weißen Riesenbohnen aus Osteuropa ist verregnet, es gibt leider kaum Rohware geschweige denn verlässliche Angebote. Ferner schlagen die knappe Verfügbarkeit von Dosen bzw. teures Weißblech zu Buche und es drohen Probleme beim Transport. Dabei werden gerade wieder mehr Kidney-Bohnen verlangt und die Nachfrage nach Kichererbsen (Trend Humus) ist ungebrochen. PMM ist mit allen Produkten (unter ADRIA-Qualität) noch bestens bevorratet.

Pfirsiche

Auch beim Thema Pfirsiche bleibt die Lage kritisch: 50 % weniger Rohware, nahezu eine Verdoppelung der Preise. Exemplarisch dafür steht Griechenland (s.a. PMM-Marktbericht vom Juli 2021). Die Folge ist derzeit ein Hauen und Stechen um die verfügbaren Mengen. „Wir leben von der Hand in den Mund“, sagt uns ein Einkäufer. Nicht jeder Bedarf könne gedeckt werden. Wer zuerst bestellt hat, bekommt Ware.

ÄPFEL und Birnen

Erfreuliche Tendenz bei Äpfeln: Europaweit wurden in diesem Jahr ausreichende Mengen, nämlich rd. 11,74 Millionen t (+ 1 % im Dreijahresvergleich seit 2018) gepflückt. Die Varietäten im einzelnen: 2,12 Millionen t Golden Delicious (+ 8 % zum Vorjahr, allerdings – 4 % im Dreijahresvergleich); 1,56 Millionen t Gala (+ 8 % zum Vorjahr und im Dreijahresvergleich); 685.000 t Idared (+ 9%) und 640.000 t Red Delicious (- 3 %). Die Produktion von Äpfeln in der Dose beginnt Ende September. „Die erste Rohware kommt gerade an“, erfahren wir. Ein leichter Preistreiber könnten das teure Weißblech (für Dosen) sowie der Transport sein. Neuverträge stehen erst kurz vor Abschluss. Übrigens: Äpfel aus China (Erntemenge über 45 Millionen t) spielen in Europa aufgrund der Einfuhrzölle und hohen Frachtkosten keine Rolle. Ebensowenig wie Äpfel aus den USA (4,5 Millionen t). Vielmehr bezieht Amerika bis zu 80 % seines Bedarfs an Äpfeln aus China, verrät ein Insider.

Bei Birnen hingegen ist so gut wie keine Rohware für die Industrie verfügbar. Eine Gesamtmenge von nur 1,6 Millionen t bedeuten – 28 % zum Vorjahr – so wenig wie seit zehn Jahren in Europa nicht mehr. Alleine Italien, eines der Hauptlieferländer neben China, meldet einen dramatischen Ernterückgang von 65 %. Zu kleine Blüten machten schon anfangs skeptisch, Hagel und Frost in den italienischen Anbaugebieten vernichteten die Birnenernte fast vollends. Starke Ausfälle melden auch Belgien (- 25 %) und Frankreich (- 57 %). „Das ist eine Katastrophe“, erklärt ein Fruchtexperte aus Norditalien auf Nachfrage. „Wir reden bestenfalls von Kleinstmengen, die verarbeitet werden können.“ In der Folge explodieren nun die Preise. Welche Auswirkungen das auf Dosen mit 5-Fruchtcocktail hat, werden wir genau beobachten.

Thunfisch

Über die angespannte Lage beim Thunfisch (geringe Fänge, hohe Preise) hatten wir bereits im Juli-Marktbericht ausführlich berichtet. In Bangkok hat sich derzeit offenbar ein Peak beim Rohwarenpreis für Skipjack von 1500 US$/t eingependelt. Die kritische Pandemie-Lage in Asien hält die Branche weiter in Atem. Anlandungen bleiben gering, es fehlen ausländische Arbeitskräfte, die Covid-bedingt nicht ins Land dürfen. Thailändische Fabriken drosseln ihre Produktion, in Vietnam sind Fabriken seit sechs Wochen komplett geschlossen.
Marktkenner rechnen mit einer weiter eingeschränkten Produktion in beiden Ländern. Dabei ist der Bedarf da, Caterer und Food-Service weltweit verlangen wieder mehr nach Thunfisch. In Europa steigt die Nachfrage nach Yellowfin-Thunfisch, der schon wieder teurer wird. Wir haben alles am Lager, von der Klein- bis zur Großdose, vom Solid Pack (hier wird speziell Yellowfin in ADRIA-Premium-Qualität verwendet) bis zum Pouch.

LOGISTIK
Neue Schiffe, NEUE HOFFNUNG

Die Reeder machen, was sie wollen, sie haben gelernt, wie man Geld verdient. Trotzdem, es gibt vorsichtigen Optimismus: Es wird wieder verladen, die kurzfristig geschlossenen Häfen in China sind seit 1. September wieder offen. Neue Container sollen die Problematik mit Leercontainern auf dem Weltmarkt beheben. Und es kommen neue Schiffe auf den Markt, wie PMM erfuhr. Dazu haben wir mit Manuela Reccavallo-Blumenthal, Marktinsider beim Transport- und Logistikspezialisten SRTS Europe (Düsseldorf), gesprochen.

PMM: Frau Reccavallo-Blumenthal, wann rechnen Sie mit Entspannung im Seefracht-Markt?
Manuela Reccavallo-Blumenthal: Die »Golden Week« in Asien kommt, das Weihnachtsgeschäft und dann »Chinese New Year«, ja, es bleibt insgesamt schwierig, aber dann erwarten wir eine Entspannung – ungefähr ab Mitte nächsten Jahres.
Was macht Sie so optimistisch?
Es kommen neue Kapazitäten, neue Carrier zum Anfang des Jahres auf den Markt. Bestellt wurden mehrere neue 23.000-TEU-Schiffe, die spätestens im März ihren Betrieb aufnehmen sollen. Das sollte zu einer Entspannung führen. Das sind schon sehr große Containerschiffe. Dennoch müssen wir im Auge behalten, wie sich die Pandemielage in Asien entwickelt. Bis sich die Abläufe wieder eingependelt haben, dauert es doch noch eine Weile.
Aber als Importeur kann man ja nicht einfach abwarten und Tee trinken … Spielen Ausweichmöglichkeiten wie Transporte per Bahn eine Rolle?
Wir halten in dieser Zeit eine genaue Vorausplanung für wichtiger denn je. Wie ist der Forecast für die nächsten Monate? Am besten bis Chinese New Year. Momentan haben wir Vorlaufzeiten von sechs Wochen. So viel Zeit vergeht also ab Platzierung der Buchung bis man auf dem Schiff ist. Früher ging das innerhalb von ein bis zwei Wochen. Der Zug ist eine Option, aber genau so wie Seefracht inzwischen ausgebucht und mit erheblichen Verzögerungen verbunden. Für dringende Sachen gäbe es das Flugzeug, aber das dürfte sich aus Kostengründen kaum lohnen.
Wir bedanken uns für das Gespräch.

Gelungener Stabwechsel (wie im PMM-Blog vom 31.8.2021 berichtet) beim Waren-Verein der Hamburger Börse. Am 1. September über-nahm Jeanette Gonnermann die Geschicke von Dr. Helena Melnikov als Geschäftsführerin des Waren-Vereins. Wir bedanken uns für die tolle, über siebenjährige Verbandsarbeit und Interessenvertretung von Dr. Melnikov.

PMM: Frau Frau Gonnermann, welche ersten Schritte planen Sie als neue Geschäftsführerin des Waren-Vereins?
Jeanette Gonnermann: Mir ist ganz wichtig, die persönlichen Kontakte aufzunehmen und zu pflegen – national wie international. Jeder soll wissen, wie Frau Gonnermann tickt und wofür der Waren-Verein steht. Aber mit dem tollen Team hier vor Ort wird uns das problemlos gelingen.
Wo tickt es denn am lautesten?
Es stehen aktuelle Fragen an: Wo wollen wir noch hin? Was kommt mit Blick auf EU-Regularien auf uns zu? Ein Stichwort ist zum Beispiel
das Thema Nachhaltigkeit. Und ein nicht unwesentlicher Aspekt bei vielen Lebensmitteln ist das Thema Ursprung. Aber auch bei Hygienestandards und Ernährung etwa mit der Nährwerttabelle sehe ich viel Potential.
Was meinen Sie genau?
Ich denke, gerade das damit verbundene positive Image Richtung Endverbraucher sollten wir weiter ausbauen. Wir haben das Glück, mit ganz tollen Produkten zu tun zu haben, die sowohl im Großhandelsbereich als auch beim Verbraucher sehr hoch angesehen sind. Hier-über können und sollten wir uns noch mehr vermarkten.
Das finden wir auch und wünschen Ihnen gutes Gelingen.

Wir nehmen nicht alles: diese Jackfruit schon! Ab sofort können Sie bei uns den Tropenklassiker in Bio-Qualität abrufen. Paul M. Müller hat die größte Baumfrucht der Welt von JACKY F. jetzt im Sortiment. Jacky F., ein nachhaltiges junges Start-up aus Deutschland, brachte das schmackhafte Fruchtfleisch der jungen Bio-Jackfruit aus Sri Lanka 2016 als erstes Unternehmen nach Europa. Uns überzeugten das engagierte Team und die tollen Rezepte dazu. Bei Interesse direkt melden bei Fabian Kretschmer Tel. +49 (0)89 613868 27

NEUE Sortimentslisten

Die neuen PMM-Sortimentslisten sind da: Übersichtlich, aktuell und knackig frisch. Hier einmal für ADRIA, Paul M.Müllers Top-Linie. Und ganz neu extra für MUTTI. Wir haben über 40 Produkte der italienischen Kultmarke im Programm.

Bis dahin wünschen wir allen einen herrlichen Spätsommer.

Ihr Team von Paul M. Müller.

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